1.2 Zahlen, Daten, Fakten

Im folgenden Abschnitt erfahren Sie, was Sie verlieren, wenn Sie die Usability für SeniorInnen unbeachtet lassen – und was Sie gewinnen, wenn Sie sie beachten.

In Kürze zur Kaufkraft:

  • SeniorInnen sind eine überdurchschnittlich kaufkräftige Zielgruppe mit hohem Wachstumspotenzial. 1
  • Personen über 50 Jahre verfügen über 44% des österreichischen Kaufkraftvolumens. 2
  • Laut Statistik Austria nutzen 46,7% der 55-64-Jährigen und 30,3% der 65-74-Jährigen das Internet via Mobiltelefon/Smartphone (Tablets nicht eingerechnet). 3
  • Unter den über 60-jährigen ÖsterreicherInnen gibt es ca. 607.000 regelmäßige und weitere 434.000 seltene InternetnutzerInnen. 4

Siehe Kapitel 1.3

In unseren Usability-Tests sollten gesunde und geistig fitte SeniorInnen (60 Plus) einfache Aufgaben mit allgemein bekannten Standard-Apps lösen (Wetter, Zeitung, Fahrplan etc.):

  • Bei 50% der Apps sind die Testpersonen gescheitert, konnten also nicht alle Aufgaben lösen.
  • 30% der Aufgaben konnten nicht gelöst werden.

Wenn NutzerInnen an der Verwendung von Apps scheitern, sind sie enttäuscht und verwenden sie nicht weiter.

Ab 1.1.2016 müssen alle öffentlichen Einrichtungen und Angebote (auch Websites und Apps) barrierefrei verfügbar sein. Mehr Information

Auch technikferne jüngere Menschen scheitern an denselben Usability-Problemen wie SeniorInnen. Es gibt deutlich mehr technikferne UserInnen als man denkt.

An folgenden Usability-Fehlern scheiterten die meisten Testpersonen:

  • Beschriftung oder Benutzungsführung nicht erwartungskonform bzw. irreführend
  • zu kleine Buttons oder zu kleine Schrift
  • Elemente (Schaltflächen) zu nahe beisammen
  • Probleme durch nicht verstandene Icons
  • Probleme durch (falsch oder ausschließlich eingesetzte) Gestensteuerung
  • App wird versehentlich verlassen

Folgende Usability-Probleme waren ebenfalls gravierend, müssen aber von Betriebssystem-Herstellern gelöst werden, z.B. durch Vorsehen von Pfeiltasten oder anderen Defaulteinstellungen.

  • Probleme beim Tippen
  • Bildschirm zu schnell aus oder Bildschirmschoner verwirrend

Siehe Forschungsbericht mobi.senior.A Kap. 6.4

"Flat Design": Design, das mit flachen anstelle von räumlichen Elementen (Buttons, Icons etc.) arbeitet, in den 10er-Jahren des 21. Jahrhunderts eine Zeit lang sehr "in".

Eine Studie über Flat Design 5 hat gezeigt:

  • Die Such-Zeit für Icons war bei flachen Icons fast doppelt so lang wie bei räumlich gestalteten. Der "cognitive load", also die kognitive Belastung war deutlich höher.
  • Bei Websites war die Fehlerquote "false alarm" – etwas anzuklicken, das kein Link ist – bei Flat Design um 65% höher.
  • und die Fehlerquote, einen Link nicht als solchen zu erkennen ("misses") um 38% höher.